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Hamburger Happen

Rochus – Ein Name geht in die Geschichte ein

Schaut man sich im Dschungel der heutigen Fastfoodangebote um, so ist die Angebotsdichte kaum noch zu übertreffen. Nach dem Motto „All You Can Eat“ überfüllen neben den amerikanischen Burgern und Fingerfood´s Pizza, Pasta, Döner & Co-Flyer die Briefkästen.

Den Blick auf einzelne Gerichte gewendet, führt schnell zur Bildung von Legenden, wie z.B. die der Currywurst, die es bis zur Vertonung von Herbert Grönemeyer und sogar zum eigenen Currywurstmuseum in Berlin gebracht hat. Noch heute gibt es Streit zwischen Hamburg und Berlin über den Ort der ersten Currywurst.

Eine ganz besondere Geschichte, die vor unserer Haustür in Duisburg – Neudorf seinen Lauf nahm, rankt sich um den Duisburger Rochus Styrnol, Erfinder und Namensgeber der Hamburger Happen mit Rochus-Sauce.

Rochus wurde 1917 in Oppeln (heutiges Polen) geboren. Schon bald nach dem Ende seiner Lehre zum Metzger und Koch musste er zum Militär. Kurz darauf begann der zweite Weltkrieg, den er vom ersten bis zum letzten Tag, einschließlich Verlängerung - also russischer Gefangenschaft, miterlebte.

Mit seinen beruflichen Kenntnissen wurde er zur Versorgung der Kompanie häufig in der Küche eingesetzt. Eines seiner Talente wurde aufgrund der meist schlechten Versorgung mit Lebensmitteln gefordert: "Aus Nix was Leckeres zu machen!“. Eine Begabung, die gerade im Nachkriegsdeutschland nicht zu unterschätzen war.

Nach der Gefangenschaft in Duisburg angekommen, entschloss sich die Familie Styrnol 1964 einen kleinen Imbiss auf dem Sternbuschweg 154 in Neudorf zu pachten.

Bereits ein Jahr nach Eröffnung des Schnellimbisses, 1965, erfand Rochus den Hamburger mit der ganz speziellen Sauce, die seinen Namen tragen sollte.

Eigentlich hieß die Kreation aus einer Mischung aus frittiertem Schweine- und Rindfleisch – das in seiner Konsistenz mit Leberkäse vergleichbar ist - und der Rochus-Sauce Hamburger. Erst im Jahre 1966 wurde der Begriff Hamburger geändert, um Verwechselungen mit dem klassischen Frikadellen-Brötchen zu vermeiden. So hieß es fortan Hamburger Happen.

Gedacht waren die Hamburger als Spezialität, die der Konkurrenz (die zweite Pommesbude in Duisburg – Marxloh „Peter Pomm“) etwas entgegensetzen sollte. So verkaufte die Familie von da an Hamburger Happen mit Rochus-Sauce täglich ab 17.00 Uhr.

Schon eine halbe Stunde vor Öffnung bildeten sich Schlangen hungriger Duisburger vor der noch verschlossenen Tür. Schnell entwickelte sich der Imbiss zum Zentrum Neudorfs. Bis weit in den Abend war es ein ständiges Kommen und Gehen. Vor dem Lokal reihte sich noch nachts Auto an Auto. Ob es die Sportler waren, die nach dem Training noch Hunger hatten oder die Polizisten, die bei Schichtwechsel für sich und die Kollegen etwas zu essen holten. Jeder traf jeden, jeder kannte jeden. Oft genug setzte man sich an den Tisch im Imbiss, tratschte und amüsierte sich bis in die Morgenstunden.

Immer mit viel Sorgfalt und ausschließlich frischen Gewürzen und Zutaten wurden jeden Tag zwischen 50 und 70 Liter der beliebten Sauce auf einen eigens dafür angeschafften Hockerkocher hergestellt. „Viele kamen auch von weit her und nahmen dann in angelieferten Behältern direkt mehrere Liter Sauce incl. Hamburger mit“, berichtet Rainer Styrnol, einer der beiden Söhne der Familie. Ergänzt wird er von seinem Bruder Dietmar: „Die Zeit auf dem Sternbuschweg war wunderbar. Unsere Mutter, die im Laden stand, hatte die Gabe sich Namen, Gesichter und Geschichten zu merken. Ich glaube, dass das die Voraussetzung dafür war, dass sich bei uns so eine Art Zentrum oder Treffpunkt entwickelt hat. Bei uns landeten alle Neuigkeiten, ob Heirat, Todesfall oder durchzechte Nächte des Nachbarn“.

Ein weiterer Grund für den Erfolg war die hohe Qualität des Essens. Gertrud Styrnol, oder besser bekannt unter dem Namen Frau "Rochus", bereitete alles selbst frisch zu, hatte für alle ein offenes Ohr und jeden die richtige Ansprache. Die Portionen der Hamburger Happen wurden stets großzügig bemessen. Ein anonymer Teilnehmer eines Internetforums dazu: „Ich selber habe schon 1966 beim Rochus, noch auf dem Sternbuschweg, gegessen. Der kleine Mann war ein lieber Kerl, der bei Kritik an seinen Speisen immer noch was draufgelegt hat. Da haben wir natürlich des Öfteren gemeckert.“
 

familie

1978 stand der große Umzug des Imbisses an: Vom Sternbuschweg zur Graben-Ecke Liliencronstr. Eine ehemalige Metzgerei bot ideale Voraussetzungen für die weitere Fertigung der beliebten Hamburger Happen mit Rochus-Sauce.

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Bild: Festschrift 40 Jahre Mozartschule vom Juli 1977, S.13

1979 verstarb Rochus Styrnol. Hinterlassen hat er nicht nur seinen Namen für die Neudorfer Spezialität, sondern auch die Rezeptur der Hamburger Happen mit der unvergleichlichen Sauce – ein gut gehütetes Geheimnis.

1988 wurde die geheime Rezeptur zur Herstellung der Fleischstücke von der Metzgerei Tannhof in die Hände von Metzger Friedel Hösl gelegt. „Anfangs hat Frau Styrnol 600 Portionen Hamburger Happen am Tag verkauft“, berichtet der Metzger heute. „Dazu kamen noch die Bestellungen derjenigen, die gleich größere Mengen mitgenommen haben.“

Frau „Rochus“ hat den beliebten Imbiss bis ins Jahr 1996 weitergeführt und damit allen Hamburger Happen-Fans viel Genuss bereitet. In diesen Jahren wurden nicht nur die Duisburger Mäuler gestopft, sondern wöchentlich etwa 100 Liter Sauce in andere Regionen Deutschlands verkauft. Selbst in Rüsselsheim, Hamburg oder Berlin wollte man nicht auf diese unverwechselbare Rochus-Kreation verzichten.

Im Alter von 70 Jahren begab sich Frau "Rochus" im Januar 1996, nach einem prall gefüllten Arbeitsleben, wohlverdient in den Ruhestand. Ab November 1995 legte sie ein Album aus, das den Kunden die Möglichkeit gab, ein paar Worte zur Beendigung dieser Ära niederzuschreiben. Die Einträge sprechen für sich:

"Ich glaube, ich liebe Rochus: Die Bude gehört zu meinem Duisburger Leben. Herzlichkeit und Wärme IMMER!!"

"Solange ich denken kann, war Rochus für mich und meine Familie DIE Pommesbude. Alles Liebe und Gute für den Ruhestand. Wir werden Sie vermissen."

"Sogar bis zum Sauerland ist der Hamburger Happen von Rochus bekannt. Von 1964 bis 1995 haben wir ihn gegessen, dieses Essvergnügen werden wir nicht vergessen."

"Ach, wie vermisse ich die Zeit, als ich noch als kleiner Junge mit freiem Oberkörper am Flipper stand. Vielen Dank für die tollen Jahre und alles Gute."

"Mit 17 aß ich zum ersten Mal hier. In den folgenden 20 Jahren wechselte ich Freunde, Schule, Wohnung, Ortsteil – nur die Pommesbude nicht. Die zweite Generation isst auch schon mit!"

Mit Frau "Rochus" gingen allerdings nicht gleichzeitig die Hamburger Happen in Pension. Zunächst folgten zwei griechische Landsleute, die das Rezept der Sauce von „Fr. Rochus“ bekamen und den Imbiss mit Hamburger Happen im Angebot weiterführten. Zwischen den Pächtern wurde Preise bis zu 10.000 DM für das Rezept der Sauce verlangt. „An den dritten Pächter, ich glaube der war auch Grieche, erinnere ich mich gut. Sein Name war Edi“, berichtet Friedel Hösl, der noch heute in seiner Metzgerei auf dem Sternbuschweg 134 die Fleischstücke nach Rochus Orginalrezept herstellt. „Edi hat damals Fr. Styrnol auf das Rezept angesprochen. Er wollte wohl so Geld sparen.“ Bis ins Jahr 2007 wurde der Imbiss von Edi weitergeführt. Seitdem steht das Ladenlokal Graben- Ecke Liliencronstr. leer.

Bis zum Juni 2012 hat die Happenstube in Duisburg Bissingheim versucht die Neudorfer Spezialität unter Anwendung des „Originalrezepts“ von Edi zu verkaufen. „ Das Originalrezept“, sagt Metzger Hösl mit hochgezogenen Augenbrauen, „ das hat Frau Styrnol mit ins Grab genommen. Übrig geblieben ist Edis Rezept - das ist richtig. Nur hat Frau Styrnol dem Edi ausschließlich die Zutaten, nicht aber die Mengenangabe und die Art wie die Sause zubereitet wird gegeben. Außerdem sind einige Zutaten des Originals heute nicht mehr zu bekommen.“ Und das sagt jemand, der es wissen muss. Schließlich lieferte er seit 1988 täglich den Fleischanteil in den Imbiss und hat oft bei der Zubereitung der Sauce zugeschaut. „Mit den Augen darf man klauen“, meint der Metzger zwinkernd dazu. Im Laufe der Jahre haben mir große Supermarkt-Ketten viel Geld für das Rezept der Hamburger Happen geboten. Nur leider habe ich lediglich die Rezeptur der Fleischmischung.  

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Lediglich 150 m von dem ursprünglichen Rochus-Imbiss entfernt, Graben- Ecke Oststraße, geht die Neudorfer Geschichte im Antalya-Grill weiter. Neben bekannten türkischen Gerichten bietet Dogan Uzuner heute mit seinem Team den Klassiker "Hamburger Happen nach Rochus Art" wieder an.

Ebenso unter ausschließlicher Verwendung frischer Gewürze und viel Liebe zum Detail werden die Hamburger Happen weiterhin frisch zubereitet. Dogan dazu: „Unsere Gäste haben mich seinerzeit auf die Hamburger Happen angesprochen und gefragt, warum ich sie nicht in mein Angebot nehme. So kam ich zum Metzgermeister Hösl und der großen Herausforderung, die Sauce möglichst original anzubieten. Gäste, die regelmäßig aus Moers, Rheinberg und sogar aus Düsseldorf kommen, bestätigen immer wieder, dass die Happen wie früher schmeckten.“ Metzgermeister Hösl dazu:„Mein Beitrag ist es, bei der geschmacklichen Abstimmung der Sauce zu helfen und bestmöglich dafür zu sorgen, dass die Hamburger Happen in Neudorf originalgetreu erhalten bleiben.“

So sind heute wieder ausschließlich in Duisburg Neudorf strahlende Gesichter beim Biss in den Happen zu beobachten. Besondere Momente entstehen dann, wenn der Großvater seinem Enkel von seiner ersten Portion Hamburger Happen am Sternbuschweg erzählt. Dann denkt man so bei sich: Ach, guck mal, wir sind schon bei der dritten Generation. Und wieder trifft man sich am Tisch im Imbiss, tratscht und amüsiert sich, bei alten Geschichten über den Rochus…

Dieser Text im Gedenken an die 2010 verstorbene Frau Gertrud "Rochus" Styrnol entstanden. Vielen Dank Frau „Rochus“! 

 

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